Ich hatte „Gott“ getroffen

Es ist nun schon einige Zeit her, es werden bald 20 Jahre.
Ein Bekannter von mir ließ sich mal wieder einweise in die Psychiatrie und ich hatte ihm vorher versprochen, wenn es mal wieder so weit sein wird, werde ich ihn besuchen. Ich hatte mir dabei nicht wirklich etwas gedacht, denn in dem Alter sind andere Ereignisse deutlich wichtiger.

Kaum in den Räumen angekommen konnte ich ihn erkennen, er saß mit seiner Klarinette im Arm am Fenster und beobachtete die …? Ich kann bis heute nicht sagen, was er da beobachtet hatte, denn er sah eigentlich durch alles durch, aber sein Gesichtsausdruck war irgendwie Zufrieden.
Ich setzte mich hin, damit man mir nicht vorwerfen konnte, dass ich ihn vergessen hätte, schräger Gedanke, denn er bekam von meinem Besuch nicht die Bohne etwas mit, nachdem er seine bunten Pillen bekam, änderte sich sein Gesamtes Wesen.

Auf der Bank angekommen, suchten meine Hände irgendwie eine Ablenkung, aber es tauchte keine auf. Nichts was meine Gedanken hätte ablenken können, bis sich jemand mit auf die Bank setzte, vorher seine Hände gründlich an seiner Hose abwischte und dann redete nur noch Einer, Ha-Jo. Als hätte er die letzten 20 Jahre niemanden mehr gehabt, mit dem er hätte reden können. Mit Händen und Füssen bekam ich einen Einblick in sein Leben und die Großen und Kleinen Ereignisse. Nach 30 Minuten stand er einfach auf, verabschiedete sich und ging. So unwirklich sein Kommen war, so unwirklich wurde auch sein Verschwinden. Keine …
Dann kam der erste Pfleger vorbei >Was hat Gott gesagt?<
In dem Augenblick gingen mir viele Dinge durch den Kopf durch und nur wenige waren davon für mich selber verständlich, wieso werde ich so etwas seltsames gefragt? Wollen die mich hierbehalten? Habe ich schon so sehr ein an der Marmel, dass man es sehen kann und das ist hier der „Bewerbungstest?“ Keine Ahnung was hier abgeht, aber ich muss hier raus.
Die Tür hatte ich noch nicht da sprach mich der zweite Pfleger an >Wenn sich jemand so lange mit Gott unterhält, da muss doch was rausgekommen sein, was hat er gesagt?<
Ich will ja nicht sagen, dass ich es unheimlich fand, aber meine Knie deuteten schon darauf hin, dass ich diesen Ort schnell verlassen muss, wenn selbst das Personal schon so einen Knall hat, wer steht da auf welcher Seite und wem kann man denn da noch trauen?
Der Gang über den Rasen bis hin zum Ausgang wurde für mich eine gefühlte Ewigkeit, dort angekommen gab es nur eines. Erst einmal eine Zigarette drehen und eine rauchen.
Was ich vorher noch nicht ahnte, dort stand auch schon ein Pfleger und der fragte mich wieder >was hat Gott gesagt, immerhin habe ich doch mit ihm gesprochen< Nun dämmerte es mir langsam und ich erzählte von Ha-Jo und was er mir so alles erzählte und mit der Zeit bemerkte ich, dass mein Gegenüber mich mehr als verwirrt ansah. Ha-Jo war seit über 20 Jahren nur noch Gott gewesen und er reagierte auch auf keinen anderen Namen und von seinem Leben vorher wussten die Pfleger nichts bis gar nichts.
Also irgendetwas war anders gewesen.

Und doch war alles gleich geblieben.
Ha-Jo war gleich danach wieder zu Gott geworden und die Pfleger waren damit beschäftigt, weshalb er zu mir anders war. Und ich hatte erst einmal nicht mehr das Bedürfnis in die Psychiatrie zu gehen, die Menschen hier waren mir eine Nummer zu normal gewesen. Und ich ein wenig zu …

2 Kommentare zu „Ich hatte „Gott“ getroffen

Hinterlasse einen Kommentar